Nutzung

BEWIRTSCHAFTUNG UND VERWERTUNG

© SEBASTIAN PETRI

In jahrhundertelanger Tradition werden Moore durch den Menschen in vielfältiger Weise genutzt. Insbesondere große Niedermoorkomplexe wurden durch Wasserstandsregulierungen für landwirtschaftliche Nutzungen entwässert und ”urbar“ gemacht. Handelte es sich anfangs meist um geringere Wasserstandsabsenkungen in den Sommermonaten, wurden später – ganz besonders nach 1945 – vielfach ganzjährig, tiefgreifende Absenkungen vorgenommen. Das zielte besonders auf die Möglichkeit ab, zunehmend schwerere Technik einzusetzen und auf eine Umwandlung der Vegetation. Diese Form der Bewirtschaftung führte zu dauerhaften Moorbodenschwund, Mineralisierungen und einer enormen Freisetzung zuvor im Boden gebundener ”Treibhausgase“, vor allem von CO2-Äquivalenten. Sie zog zudem oft auch eine irreversible Veränderung der Bodenstruktur und damit verbunden der landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeit nach sich. Im Zuge von Moorsackungen kann es in der Folge vielfach zu Überstauungsproblemen kommen, die eine ständige Vertiefung der Vorflut erzwingen (Negativspirale). Die damit verbundenen, immer tiefgreifenderen Entwässerungsmaßnahmen können auch zu großräumiger Wasserknappheit, über die Moorflächen hinaus, führen.

Nichtsdestotrotz ist die Fortführung landwirtschaftlicher und forstlicher Bewirtschaftung und Nutzung von Moorflächen ökonomisch, klimapolitisch sowie unter Berücksichtigung von Natur- und Umweltschutzaspekten sinnvoll. Allerdings ist es unter den derzeitigen klimatischen Bedingungen unabdingbar, Moore unter ihrer natürlichen Hydrologie zu bewirtschaften, um zu vermeiden, dass Moorböden infolge von Entwässerung weiterhin eine Hauptquelle von Treibhausgasemissionen in Deutschland sind. Um ihre Potenziale zur Festlegung von Treibhausgasen und Wasserrückhaltung wieder auszunutzen, brauchen Moorböden konstant hohe Wasserstände. Für ihre Bewirtschaftung unter nassen Bedingungen muss eine moorspezifische, gute fachliche Praxis entwickelt und großräumig angewandt werden.

Für den Herbst 2021 ist die große Klima-Moorschutzrichtlinie angekündigt, die darauf abzielt, die weitere Zersetzung von Moorböden zu vermeiden und die Umstellung auf nasse Moornutzung zu begünstigen. Das Projekt ”Klimaschutz und Klimafolgenanpassung durch moorschonende Einrichtung der Staubereiche und Wasserbewirtschaftung in Bezug auf Moorflächen des Landes Brandenburg und deren Einzugsgebiete“ soll Angebote unterbreiten, Landwirte und Landwirtinnen zum Thema beraten und dabei unterstützen, Moorflächen unter Einsatz entsprechender Technik in der Nassbewirtschaftung effektiver wertschöpfend zu nutzen oder Flächen von entwässerter auf nasse Moornutzung neu auszurichten. Im Rahmen von möglichen Betriebsumstellungen oder -anpassungen stehen Personen mit Fachwissen gern mit umfangreichen Informationen und entsprechender Beratung zur Seite. Beispielsweise bei der Herstellung von Paludi-Dauerkulturen auf Nasswiesen oder -weiden, wo nässetolerante Pflanzen wie Schilf, Rohrglanzgras und Rohrkolben zum Einsatz kommen können oder die Haltung von Wasserbüffeln möglich ist. Außerdem sollen Hilfen bei der Umstellung hinsichtlich der Anschaffung von moorangepasster Technik angeboten werden. Nicht zuletzt geht es um die Unterstützung bei der Erschließung neuer Verwertungsmöglichkeiten für Produkte auf Basis von Biomasse, die auf Moorflächen produziert wird. So lassen sich Binsen, Seggen und Schilf bei der Herstellung von Kunst- und Torfersatzstoffen, Dämmplatten oder Pappe und Papier sowie für die energetische Nutzung einsetzen.